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Ein metrologischer Rückblick
Herbst, Winter und Frühling 2010/2011
Kaum hatte der Herbst begonnen, so wartete er auch gleich
mit ausgiebigen, nicht enden wollenden Regenfällen auf. Ganze drei Tage regnete es um das
letzte Wochenende im September durchgehend ohne Unterbrechung. Die im Monatsverlauf von
den Meteorologen messtechnisch erfassten Niederschlagswerte waren nicht nur
rekordverdächtig, sondern mit über 120 Liter Niederschlag pro Quadratmeter war der
September 2010 der regenreichste September seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre
1951. Schuld an der Misere war ein vom Mittelmehr kommendes Tiefdruckgebiet, welches sich
nur langsam in Richtung Polen bewegte und dabei auch die Altmark überquerte.
Wie der Herbst, so begann auch der Winter in
der Altmark im Jahre 2010 alles andere als gewohnt. Einige Tage mit Schnee, Eis und
Minusgraden wären nichts Außergewöhnliches für den letzten Monat im Jahr gewesen, doch
von Anfang Dezember bis in den Januar hinein eine geschlossene Schneedecke, das war mit
Sicherheit ein außergewöhnliches Phänomen. Ein Phänomen, welches die jüngeren
Altmärker so ganz gewiss noch nicht erlebten. Beinahe täglich Neuschnee und diesen
oftmals nicht zu knapp. An 22 Tagen hatte es im Dezember geschneit, wobei die
Räumfahrzeuge kaum noch hinterher kamen. Dazu stetige Minusgrade. Der langjährige
Mittelwert liegt in normalen Wintern bei 21 bis 22 Tagen mit Neuschnee über einen
Zentimeter, verteilt über den ganzen Winter wohlgemerkt.
Doch der Dezember 2010 gehört nicht nur in die Liste der schneereichsten, sondern war
auch der kälteste Dezember in der Altmark seit dem Jahre 1969. Die durchschnittliche
Temperatur in Sachsen-Anhalt lag im Dezember bei -4,5°Celsius, der langjährige
Mittelwert liegt laut Statistik hingegen bei 1,1°C.
Über die herrlich weißen Weihnachten
werden sich sicherlich große und kleine Kinder gefreut haben und auch einige der
Erwachsenen. Bei anderen Mitmenschen wurde hingegen spätestens mit einsetzenden Eisregen
und mit den ersten krachenden Bäumen die Freude am weißen Weihnachtsfest etwas getrübt.
Unter der Schnee- und Eislast krachten unzählige Kiefern und beschädigten dabei viele
Freileitungen, so dass es zu einem flächendeckenden Stromausfall besonders in Teilen des
Altmarkkreises Salzwedel kam. Tausenden Menschen in der Altmark drohte ein Heiligabend
ohne Strom.
Glück im Unglück, noch im Laufe des Abends, spätestens über Nacht, konnten die
Mehrzahl der Haushalte wieder mit Strom versorgt werden, womit wenigstens die Feiertage
gerettet waren. Der Energieversorger E.ON-Avacon hatte bei den Instandsetzungsarbeiten
Unterstützung von den Feuerwehren und vom Technischen Hilfswerk erhalten. Lediglich die
Einwohner der Ortschaft Jemmeritz, gelegen im südlichen Teil des Altmarkkreise Salzwedel,
mussten sich bis zum Nachmittag des 1. Weihnachtstages gedulden, da das Dorf auf Grund von
Schneeverwehungen nur schwerlich erreichbar war.
Mit der einsetzenden Schneeschmelze im Januar kam zeitversetzt das Hochwasser. Die
Pegelstände der Flüsse erreichten in der zweiten Hälfte des Januars rekordverdächtige
Werte. So stieg bei Tangermünde der Pegel der Elbe auf eine Höhe von 7,25 Meter. In
Tangermünde wurden der Hafenbereich sowie die Uferpromenade vom Wasser überflutet und an
anderen Flussabschnitten sah die Lage nicht besser aus. Doch die Deiche hielten den
Wassermassen stand. Allerdings waren die Hochwasser führende Elbe und andere Flüsse
nicht das einzige Problem. Neben den anschwellenden Flüssen stieg auch der
Grundwasserspiegel in den restlichen Gebieten der Altmark an, was mancherorts auch abseits
der Flüsse zu überfluteten Straßen und vollgelaufenen Keller führte.
Der Frühling hielt hingegen, was die Menschen von ihm nach dem Winter erwarteten. Viel
Sonnenschein bei frühlingshaften Temperaturen und auch das Osterwetter verwöhnte Groß
und Klein beim Eiersuchen. Nur leider, dank der voranschreitenden Klimaerwärmung lag die
Durchschnittstemperatur im April mal wieder etwas über den Durchschnittswerten. Als Folge
blühen viele Blumen, Sträucher und Bäume von Jahr zu Jahr etwas früher, so dass der
Flieder zum Herrentag bereits verblüht ist. Wobei zum Herrentag bereits verblühter
Flieder und Hochwasser führende Flüsse auf Dauer nicht das einzige Problem bleiben
werden, wenn die Klimaerwärmung weiterhin ungebremst voranschreitet. |
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