|
|
Arbeitsmarkt in der Altmark
Entwicklung und Stellenangebote 2010
Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach der allgemeinen
Wirtschaftskrise wieder im Aufschwung und die Lage am Arbeitsmarkt entspannt sich
zunehmend. Vor allen das Exportgeschäft mit inländischen Wirtschaftsgütern hat
gegenüber dem Krisenjahr 2009 kräftig zugelegt und den höchsten Stand seit dem Jahre
2008 erreicht. Setzt sich diese positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft wie begonnen
fort, ist im Jahre 2010 mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums in Rekordhöhe zu
rechnen, wobei von prozentualen Werten ausgegangen wird, wie sie seit der
Wiedervereinigung nur einmal im Jahre 1992 erreicht wurden.
Dieser wirtschaftliche Aufschwung geht auch an den in der Altmark tätigen Unternehmen
nicht spurlos vorüber und die Entspannung am Arbeitsmarkt findet ihren sichtbaren
Niederschlag in den positiven Statistiken der Agentur für Arbeit Stendal. [1]
Die von der Agentur für Arbeit veröffentlichen Zahlen sprechen für sich und spiegeln
die sinkenden Arbeitslosenquoten in den beiden Landkreisen der Altmark wider:
Monat |
2009 |
2010 |
|
Arbeitslose |
Prozent |
Arbeitslose |
Prozent |
Mai |
17.319 |
15,0 |
15.060 |
13,3 |
Juni |
16.661 |
14,4 |
14.343 |
12,7 |
Juli |
16.923 |
14,7 |
14.427 |
12,7 |
Aufgeschlüsselt auf die einzelnen Geschäftstellen der
Agentur für Arbeit entwickelte sich die Arbeitslosenquote im Juli 2010 wie folgt:
|
- 8,6 % |
|
- 8,7 % |
|
- 15,7 % |
|
- 14,2 % |
|
- 14,3 % |
Weiterhin bezogen im Juli 2010 in beiden Landkreisen
zusammengerechnet 21.669 Männer und Frauen Arbeitslosengeld II und 7.025 hilfebedürftige
Personen Sozialgeld. Auch hier ist ein positiver Trend den Statistiken zu entnehmen, da
sich allein im Altmarkkreis Salzwedel die Anzahl der Arbeitslosengeld II Empfänger um 639
und die Anzahl Sozialgeldempfänger um 198 Personen gegenüber dem Vorjahr verringerte.
Eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt wäre kaum vorstellbar, ohne das es eine Zunahme an
freien Arbeitsstellen geben würde. Hier verbesserte sich 2010 die allgemeine Lage
ebenfalls und von privaten wie öffentlichen Arbeitgebern wurden mehr neu zu besetzende
Stellen ausgeschrieben und mehr Stellenangebote veröffentlicht. Allein im Juli 2010
wurden 21,6 Prozent mehr Stellenangebote vom ersten Arbeitsmarkt[2] veröffentlicht als im
Juli 2009. Wie den Veröffentlichungen zu entnehmen ist, wurden von Januar bis Ende Juli
2010 der Arbeitsagentur Stendal (und Geschäftsstellen) insgesamt 3.215 offene
Stellen gemeldet, was einer Zunahme von 6,2 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im
Jahre 2009 entspricht, bzw. ein Mehr von 188 Stellenangeboten.
Allgemeine Entwicklung in Deutschland 2010
Was weder Wirtschaftsinstitute noch Experten voraussahen und womit vermutlich selbst die
Topmanager von großen Unternehmen nicht in diesem Maße rechneten, die deutsche
Wirtschaft hat das Krisenjahr 2009 erstaunlich gut überstanden und im ersten Halbjahr
2010 kräftig zugelegt. Vor allen der Export boomt in einigen Branchen wie seit Jahren
nicht mehr und hat nicht nur seit 2008 seinen höchsten Stand erreicht, sondern könnte
bis zum Jahresende auf ein Niveau anwachsen, welches die deutsche Wirtschaft nur in den
ersten Jahren nach der Wiedervereinigung erreichte.
Rechneten Wirtschaftsinstitute und Experten zu Jahresbeginn noch mit einem Wachstum der
Wirtschaft von rund 1,5 Prozent, so wurden diese Prognosen im ersten Halbjahr mehrfach
nach oben geschraubt und liegen gegenwärtig bei 2,4 bis 2,5 Prozent. Einige Schrittmacher
der deutschen Wirtschaft liegen noch über diesen Werten. So ein Riese in der Industrie-,
Energie- und Medizintechnik, die Siemens AG. In einer Pressemitteilung gab Siemens
bekannt, dass mit Beginn des dritten Quartals 2010 das beste Ergebnis aller Zeiten
erreicht wurde und die Auftragsbücher so prall gefüllt sind, dass auch hier ein neuer
Rekord beim Auftragsvolumen vorliegt.
Auch der Riese unter den Chemiekonzernen, die BASF, berichtet über Zuwächse auf
Rekordniveau. So soll der Umsatzzuwachs im ersten Halbjahr 2010 in Nordamerika über 40
Prozent und im asiatischen Raum über 50 Prozent in lokaler Währung (in Euro bis zu
60 Prozent) betragen haben.
Über eine ähnlich positive Entwicklung können die deutschen Autobauer BMW,
Mercedes-Benz und Audi berichten. Alle drei Autobauer konnten in den ersten 6 Monaten bei
den Verkaufzahlen zweistelligen Zuwachsraten verbuchen. Hier war es vor allen die
gestiegene Nachfrage nach deutschen Autos in China, da das Reich der Mitte sich zum
derzeit größten Automobilmarkt der Welt entwickelte.
Wo die Wirtschaft und der Export boomt, profitieren Zulieferer und weitere Bereiche mit
von diesem Boom und Exportgüter müssen letztendlich auch transportiert werden. In diesem
Zusammenhang verwundert es wenig, dass das Ministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung eine allgemeine Zunahme beim Transportaufkommen erwartet, gleich ob der
Gütertransport per Straße, Schiene, Seeweg und Luft erfolgt. Beim Güterverkehr per
Straße wird mit einem Anstieg von cirka 6 Prozent und beim Güterverkehr per Schiene von
cirka 11 Prozent gerechnet. Beim Güterverkehr per Luftfracht könnte die Wachstumsdynamik
sogar bei 19 Prozent liegen.
Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland ist nicht losgelöst vom Arbeitsmarkt und
trägt maßgeblich zu dessen Entspannung bei. So gab zum Beispiel Siemens Ende Juli 2010
bekannt, dass die Kurzarbeit an allen Standorten in Deutschland beendet wird. Wie bei
Siemens sieht es auch bei vielen anderen großen Unternehmen aus und die kleinen
Zulieferer kommen nicht umhin, ebenfalls zusätzliche Arbeitnehmer einzustellen, um den
Mehrbedarf gerecht zu werden. Als Folge ist ein landesweiter Rückgang bei den
Arbeitslosenzahlen und eine Zunahme bei den Stellenangeboten zu verzeichnen. Feststellbar
ist bereits jetzt, dass Kurzarbeit mehr und mehr zum Auslaufmodell wird. Einige Experten
halten es darüber hinausgehend bereits für möglich, dass die Zahl der Arbeitslosen in
diesem Jahr erstmalig seit 1992 wieder unter die 3 Millionengrenze sinken könnte, falls
der wirtschaftliche Aufschwung im Herbst nicht abflacht.
Von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte Zahlen:
Monat |
2009 |
2010 |
|
Arbeitslose |
Prozent |
Arbeitslose |
Prozent |
Mai |
3.458.000 |
8,2 |
3.242.000 |
7,7 |
Juni |
3.410.000 |
8,1 |
3.153.000 |
7,5 |
Juli |
3.462.000 |
8,2 |
3.192.000 |
7,6 |
Wirtschaftliche Aussichten
Das kleine derzeitige Wirtschaftswunder kommt jedoch nicht von ungefähr. Vielmehr liegt
es zum Teil mit daran, dass die Lohnstückkosten[3] seit mehr als einen
Jahrzehnt in deutschen Landen nur um wenige Prozente stiegen, in einigen anderen
europäischen Ländern dafür um so mehr. Der Grund dafür liegt in Nullrunden und in
Tarifverhandlungen, die kaum mit einer Erhöhung der Reallöhne verbunden war. Nullrunden
und nur geringfügig steigende Reallöhne wurden über viele Jahre in Deutschland von
Arbeitnehmern und Gewerkschaften hingenommen, um die Wirtschaft nicht zu schwächen.
In einem Land, in denen die Tariflöhne nicht im selben Verhältnis steigen wie die
jährliche Inflationsrate, sinkt die allgemeine Kaufkraft der Bevölkerung, während die
Lohnstückkosten stabil bleiben, bzw. sich gegenüber den Lohnstückkosten ausländischer
Unternehmen verbessern. Je geringer die Lohnstückkosten im Inland, um so größer sind
die Aussichten für Unternehmen auf gute Geschäfte bei Exporten.
Weiterhin spielen bisher ungesättigte Absatzmärkte in Schwellenländern wie Indien und
China eine große Rolle für den Export von Wirtschaftsgütern.
Der derzeitige wirtschaftliche Boom könnte abschwächen, wenn die Gewerkschaften höhere
Tariflöhne fordern und diese auch mit Streiks durchdrücken, bzw. wenn die günstigen
Impulse aus dem Ausland abflachen. Zwar ist noch mit keiner kurzfristigen Sättigung der
Märkte in Schwellenländern zu rechnen, doch laufen zum Beispiel in China staatliche
Programme zur Förderung der Infrastruktur und zur Förderung weiterer Bereiche aus. Das
Reich der Mitte hatte 2008 ein Konjunkturpaket in Höhe von umgerechnet rund 460
Milliarden geschnürt, um den Wohnungsbau, den Ausbau von Verkehrswegen sowie den Ausbau
im Bereich des Gesundheits- und Bildungswesen zu fördern. Weiterhin wird der Absatzmarkt
in den USA von Wirtschaftexperten kritisch betrachtet und zum Teil als möglicherweise
instabil eingeschätzt. Würde die Kaufkraft von diesen Märkten schwinden, würde auch
der Export deutscher Waren und Wirtschaftsgüter wieder abflauen.
Fazit: Wir leben in einer globalisierten Welt. So entscheiden staatliche
Förderprogramme in Schwellenländern wie China indirekt mit darüber, wie gut oder
schlecht es um die Vielzahl der Stellenangebote in Deutschland und letztendlich auch um
die Vielzahl der Stellenangebote im Raum der Altmark bestellt ist.
Anmerkungen:
zu 1) Der Agentur für Arbeit Stendal sind die Geschäftsstellen für
beide Kreise der Altmark in Osterburg, Havelberg, Gardelegen, Salzwedel und Klötze
zugeordnet, weiterhin für ALG-II Empfänger die ARGE in Stendal und in getrennter
Aufgabenwahrnehmung (AAgAw) die Agentur für Arbeit Salzwedel.
zu 2) Als erster Arbeitsmarkt wird der reale Bedarf der Wirtschaft und
des öffentlichen Dienstes an Arbeitskräften und Mitarbeitern bezeichnet. Wesentliche
Einflussgrößen für den Bedarf an Arbeitskräften beim ersten Arbeitsmarkt ändern sich
entsprechend der Auftragslage von Unternehmen, sind abhängig vom allgemeinem
Wirtschaftswachstum sowie von der zunehmenden Automatisierung in einzelnen
Produktionsbereichen.
Unter dem zweiten Arbeitsmark werden hingen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
zusammengefasst, wie zum Beispiel Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM).
Zu 3) Je geringer die von einem Unternehmer aufzubringenden Lohnkosten
für die Fertigung eines Produktes sind, um so niedriger sind die Lohnstückkosten.
Prinzipiell gibt es zwei Wege, um die Lohnstückkosten gering zu halten. Zum einem durch
geringe Löhne und zum anderen durch eine Steigerung der Produktivität. Die
Produktivität lässt sich wiederum durch ein hohes Maß an Automatisierung steigern.
Im Endergebnis können bei einen in einem Billiglohnland gefertigten Produkt die
Lohnstückkosten höher liegen, als wenn dieses Produkt in einem Industrieland gefertigt
würde. Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass die Fertigungsstätten für dieses Produkt
im Industrieland weitestgehend automatisiert sind, um möglichst eine höhere
Produktivität als im Billiglohnland zu erreichen. Bei Produkten, die weitestgehend in
manueller Handarbeit gefertigt werden müssen, werden die Lohnstückkosten in
Billiglohnländern weiterhin günstiger bleiben. |
|
|